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DVDs rippen / transkodieren mit Handbrake

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In dieser Anleitung geht es darum wie wir unsere Filmsammlung (Filmdateien, DVD oder Blu-Ray ISO-Dateien oder VIDEO_TS-Ordner) platzsparend eindampfen ohne groß an Bild- und Soundqualität zu verlieren. Technisch exakt muss es statt “rippen” eigentlich “transkodieren” heißen, denn Handbrake nimmt das Rohmaterial und rechnet es in ein anderes Videoformat um, umgangssprachlich wird “rippen” aber häufig synonym verwendet.

Die Artikel-Serie im Überblick:

Was ist Handbrake?

Handbrake ist eine kostenlose Open Source Software zur Transkodierung (Formatumwandlung) von Videos. Sie ist aktuell für Windows, Linux und Mac OS X verfügbar (Handbrake Download). Handbrake verfügt über zahlreiche Stellschrauben zur Konvertierung, die die Qualität und Größe der erzeugten Video-Dateien beeinflussen. Darüber hinaus gibt es vielfältige Optionen für den Umgang mit Tonspuren, Untertiteln und Kapitel-Markierungen.

DVD / Blu-Ray oder ISO-Datei?

Für die Umwandlung von einzelnen DVDs kann man Handbrake auch direkt von einer DVD oder Blu-Ray Disk auslesen lassen. Wer aber gleich einen ganzen Schwung an Videos umwandeln möchte, damit etwa der Rechner unterbrechungsfrei die Nacht durcharbeiten kann, für den empfiehlt es sich zunächst die Videos wie in Teil 1: DVDs rippen mit MacDVD Ripper Pro beschrieben als ISO-Datei vorliegen zu haben. Man kann in Handbrake beliebig viele Videos in eine Warteschlage stellen. Die Transkodierung jedes Videos kann individuell konfiguriert werden und Handbrake arbeitet die einzelnen Videos dann der Reihe nach ab.

Huch, das sind aber viele Knöpfe und Schalter!

Handbrake verfügt über vielfältigte Einstellungsmöglichkeiten. Die können einen am Anfang ganz schön erschlagen. Für unser Ziel unsere DVDs möglichst ohne Qualitätsverlust einzudampfen, müssen wir aber gar nicht viel umstellen.

Zunächst können wir mal überlegen wie wir die Dateien später abspielen wollen. Wer iTunes verwenden möchte, um etwa auch via Apple TV auf einen Fernseher zu streamen, wer sich Videos am iPad der iPhone anschauen möchte, der ist mit den voreingestellten Parametern fein raus, denn diese sehen vor, dass Handbrake eine M4V-Datei erstellt. Dieses sog. Containerformat wird von Apple-Geräten und -Software direkt unterstützt und kann alles, was wir so brauchen. Es ist eine etwas erweiterte Version des MP4-Containers und kann u.a. auch AC3-Audio enthalten. Die Alternative ist das MKV-Containerformat (das sog. Matroska). Es ist neuer und bietet mehr Möglichkeiten, aber man sollte vorher wissen ob das spätere Abspielgerät mit dem Format klarkommt. Media-Player wie VLC, XBMC, Plex und Boxee kommen damit problemlos klar. Es gibt aber Media-Player-Geräte fürs Wohnzimmer die MKV nicht abspielen können oder dabei etwas in der Bedienung haken. Das betrifft vor allem günstige und ältere Geräte.

Was ein Containerformat ist? Achso, ja.. hm.. also der Container enthält die Bilddaten, die Tondaten ggf. mit mehreren Spuren, ggf. Untertitel, Kapitelinformationen und einiges mehr. M4V und MKV legen gewissermaßen unterschiedliche Inhaltsverzeichnisse an und haben unterschiedliche Optionen (Matroska hat derer mehr). Auf die Inhalte und deren Qualität hat die Wahl des Containers dagegen keinen Einfluss. Eine schöne Übersicht und viel Hintergrundwissen bekommt man auch auf der Containerformate-Seite von Encodingwissen.de .

Starten wir Handbrake das erste Mal, möchte es von uns gleich mit einer Datei oder einem VIDEO_TS-Ordner gefüttert werden. Ich nehme hier als Beispiel mal mein ISO von Der Herr der Ringe 1 (Die Gefährten):

Handbrake hat nun automatisch unter den diversen Video-Spuren den Hauptfilm ausgemacht und ausgewählt. Zudem ist für die Ausgabe-Einstellungen zuständige Profil “Normal” standardmäßig aktiviert. Es sieht vor, dass in einem M4V-Container abgespeichert wird und dass das Video mit dem H.264 Codec transkodiert wird. Klicken wir in den Einstellungs-Tabs auf “Audio” sehen wir auch, dass in diesen Voreinstellungen (Preset) die Standard-Tonspur genommen und heruntergerechnet wird um Platz zu sparen. In diesem Fall wird also ein 5.1 Sound genommen und in ein Dolby Pro Logic II Signal mit 160 Kilobit je Sekunde heruntergerechnet:

Eigene Voreinstellungen speichern

Diese Einstellungen entsprachen nicht meinem Geschmack und so habe ich anfangs ein wenig rumgespielt bis ich bei einem Setting landete, das mir gefiel. Klickt man oben auf den Button “Toggle Presets” findet man geordnet eine ganze Reihe verschiedener Voreinstellungen, um etwa Filme gezielt für das iPhone umzuwandeln. Dabei wird es auch von der nromalen Auflösung auf die des iPhone heruntergerechnet. Ich möchte aber nur möglichst ohne Qualitätsverlust meine Filme transkodieren um Speicherplatz zu sparen und das möglichst mit zus. englischer Originalspur (wenn vorhanden). Das geht so:

“High Profile” für Startwerte

Mit einem ausgewählten Film klicke ich in den Presets in der Gruppe “Regular” auf “High Profile”. Das ist gewissermaßen eine Voreinstellung die das Video in Originalauflösung mit qualitativ hochwertigen Voreinstellungen transkodiert. Als Ausgabeformat habe ich mich für MKV entschieden, M4V funktioniert hier aber genauso.

Ton-Optionen

Dann habe ich in den Audioeinstellungen die erste Spur auf “Deutsch (AC3) (5.1 ch)” und den Codec auf “AC3 Passthru”gesetzt. Das gleiche habe ich noch für eine zweite Spur auf Englisch gemacht.

Auf einer DVD befinden sich in der Regel mehrere Tonspuren. Je nach Alter des Films kann da alles drauf sein von einer Mono-Spur, Stereo (2 Channels), 5.1 Surround Sound (AC3 5.1 ch), DTS und Dolby Surround. Nach vielem Lesen ist bei mir hängen geblieben, dass DVDs in der Regel die beste Tonqualität in den AC3 5.1 Spuren haben, weil diese so im Studio abgemischt werden, während die gerade bei neueren Filmen oft noch zusätzlich beiliegenden Dolby-Tonspuren eher etwas stiefmütterlich behandelt werden. Ich benutze als Eingangssignal also immer AC3 und da nach Möglichkeit die 5.1-Spur. Es macht nichts wenn ihr kein Surround-System daheim habt (ich habe auch noch keines), der Abspieler wandelt das ggf. automatisch in Stereo. Aber wenn ihr später mal eine passende Heimkino-Anlage habt, dann ist der passende räumliche Ton schon in euren Videos enthalten. Die Codec-Wahl auf “AC3 Passthru” zu stellen bewirkt, dass das AC3-Signal von der DVD bitgenau in den Container übernommen wird. Es wird also nicht verlustbehaftet heruntergerechnet, sondern wird exakt so übernommen wie es auf der DVD vorliegt. Das braucht natürlich mehr Platz. Bei einer Kodierung fürs iPhone würde man einfach nur auf Stereo runterrechnen lassen.

Untertitel

Bei den Untertiteln (Subtitles) kann es mitunter knifflig werden. Im Vorteil ist man, wenn man den Film bereits gesehen hat den man gerade transkodiert, denn dann weiß man ob und wieviel Untertitel es gibt. Den hier ausgewählten Herr der Ringe 1 habe ich schon oft gesehen und ich erinnere mich daran, dass in einigen wenigen Szenen Elbisch gesprochen wird, wozu es dann Untertitel gibt. Diesen muss man beim Filmschauen nicht extra aktivieren, sondern es handelt sich um einen sog. erzwungenen Untertitel. Den gibt es z.B. auch in Filmen wie Babel, wo eine Episode in Japan spielt und man ganz bewusst auf eine Synchronisierung verzichtet hat.

Solche erzwungenen Untertitel haben nicht viele Filme und ihr Anteil am Gesamtfilm ist auch meist gering. Handbrake macht sich das zunutze und bietet eine Einstellung namens “Foreign Audio Search” an. Ist diese aktiv, durchsucht Handbrake vor der Transkodierung den Film einmal auf Szenen mit erzwungenn Untertiteln. Machen diese weniger als 10% der Spiellänge des Films aus übernimmt Handbrake sie dann automatisch. Mit der Aktivierung der Option “Burned In” wird der Untertitel ins das Video-Bild mit eingesetzt. Das hat den Vorteil, dass der Zwangsuntertitel später auch immer da erscheint wo er sein soll. Ohne diese Option würde der Untertitel separat im Container abgelegt und müsste beim Abspielen manuell über die Auswahl der Untertitelspur aktiviert werden. Das will aber in der Regel keiner bei den Zwangsuntertiteln, schlichtweg weil man es nicht gewohnt ist und daher wohl auch nicht direkt daran denkt. Kennt man den Film nichtmal, weiß man es auch nicht besser.

Bei Filmen die mehr als diese 10% Zwangsuntertitel haben (wie etwa Babel) bringt uns “Foreign Audio Search” aber nichts. Wir müssen dann die passende Untertitel-Spur selbst auswählen und hinzufügen. Im Fall von Babel mit den aktivierenden Haken bei “Forced Only” und “Burned In”.

RF-Wert

Die restlichen Einstellungen habe ich bis auf eine Ausnahme so gelassen wie sie sind. Im Bereich “Video” habe ich den RF-Wert auf 19 statt 20 gestellt um evtl. in manchen Situationen noch minimal etwas mehr Qualität im Bild zu haben. Weiter runter sollte man nicht gehen, da die Dateien dann sehr schnell sehr große (sogar größer als die ISO-Datei!) wird, ohne dass sie qualitativ besser würde. Das gilt zumindest so für DVDs.

Handarbeit trotz eigenen Voreinstellungen

Ehe wir loslegen können wir diese Einstellungen nun als neue Voreinstellung (Preset) abspeichern. Ich habe mein Preset, welches also nur ein leicht angepasstes “High Profile”-Preset ist, schlichtweg “al” genannt. Es merkt sich die Qualitätseinstellungen, das Containerformat, etc. Per Klick kann man sein Profil auch zum Standardprofil machen, dann muss man es später nicht mehr erst manuell auswählen.

Was sich sich ein Profil nicht merken kann ist die Auswahl der Ton- und Unterstitelspuren. Hier muss man für jedes Video kurz die richtigen Spuren auswählen. Sind die Einstellungen fertig, kann man den Transkodierungsvorgang mit “Start” beginnen, oder mit “Add to Queue” zur Warteschlange hinzufügen. Ich mache zumeist letzteres und bereite dann noch weitere Videos vor, die ich hinzufüge. Der Rechner arbeitet die ganze Schlange dann in Ruhe ab, ohne dass ich zwischendurch noch eingreifen muss.

Wer zu den Einstellungen noch Fragen hat findet diese wohl in der sehr umfangreichen Handbrake Dokumentation (engl.) beantwortet. Hier gibt es auch viel technisches Hintergrundwissen.

Was am Ende rauskommt

Mit diesen Einstellungen sind die bei mir erzeugten MKV-Dateien deutlich kleiner als die DVD-ISO-Datei. Wie groß der Unterschied ist hängt davon wieviele Trailer, wieviel Bonusmaterial, wieviele Tonspuren, usw. sich auf der DVD befinden und was man so übernimmt. Wer nur einsprachigen Stereo-Sound übernimmt kommt mit weniger Platz aus als meinereiner, der in der Regel zwei 5.1-Tonspurkopien in seinen Dateien hat.

Ansonsten bestimmen Laufzeit des Films und Detailvielfalt die Größe. Details können hier aber auch durch die Körnung entstehen die das Rohmaterial hat. Die DVD von Das Leben des Brian hat ein so körniges Bild, dass die Datei schrecklich groß wird. “Echte” Details bei Avatar machen den Film zusammen mit seiner Überlänge zu einem dicken Brocken. Filme die sehr dunkel und kontrastarm sind kommen häufig mit weniger Platz aus.

Die kleinsten Videos die ich mit oben genannten Einstellungen so erzeugt habe:

  • 0,74 GB / Nobody (2007) / deutsch 2.0, englisch 2.0
  • 1,05 GB / I Sell The Dead (2008) / deutsch 5.1, englisch 5.1
  • 1,08 GB / So finster die Nacht (2008) / deutsch 5.1
  • 1,08 GB / Red Eye (2005) / deutsch 5.1, englisch 5.1
  • 1,09 GB / Das Waisenhaus (2007) / deutsch 5.1
  • 1,11 GB / Alles was wir geben mussten (2010) / deutsch 5.1, englisch 5.1

Die größten Videos die ich erzeugt habe:

  • 4,24 GB / Avatar (2009) / deutsch 5.1, englisch 5.1
  • 4,18 GB / The Devil’s Rejects (2005) / deutsch 5.1, englisch 5.1
  • 3,78 GB / Aliens (1986) / deutsch 5.1, englisch 5.1
  • 3,66 GB / Gandhi (1982) / deutsch 5.1, englisch 5.1
  • 3,34 GB / JFK – Tatort Dallas (1991) / deutsch 5.1 , englisch 5.1
  • 3,25 GB / Das Leben des Brian (1979) / deutsch 2.0, englisch 5.1

Trink dir nen Cocktail

Hat Handbrake einen einzelnen Film oder eine Warteschlange abgearbeitet, poppt ein Fenster ab, welches uns auffordert den Contail beiseite zu legen. Programmierer-Humor.. Das Transkodieren dauert einfach je nach Ausgangsmaterial und Einstellung eine ganze Weile. Auf meinem 2008er iMac mit Dual-Core-Prozessor kann ich mit meinen Einstellungen grob rechnen, dass über alle meine Filme im Schnitt um die 25 Bilder pro Sekunde transkodiert bekommen habe. Meist etwas weniger, manchmal auch mehr. Neuere Rechner mit höherem Takt und mehr Prozessorkernen bringen bei Handbrake eine ganze Menge. Wer also eine Quadcore, Hexacore oder gar Octacore sein Eigen nennt, wird im Vergleich zu mir geradezu rasend schnell transkodieren können ;)

Na und in der Wartezeit soll man sich eben zurücklehnen und nen Cocktail schlürfen..


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